Hörproblem bei Kind : ADS / ADHS oft Ursache wenn ein Kind nicht hört

Erstversion: 29 Jul 2007. Letzte Änderung: 29 Jul 2007.

Frage:

 Kann ADS / ADHS Ursache für Hörprobleme sein ?
Mein Kind hört im Unterricht offenbar nicht richtig. Die Lehrerin empfahl meine Tochter zu einem HNO-Arzt zu schicken. Da war aber alles normal. Dennoch ist sie scheinbar unaufmerksam und kann nicht richtig zuhören. Bei uns zu Haus ist es aber meist völlig o.K.

Antwort:

Hörproblem bei Kindern mit ADS / ADHS

Prof. Martin Ptok von der Medizinischen Hochschule Hannover ist einer der führenden HNO-Experten für Hörstörungen bei Kindern. Er hat sich u.a. intensiv mit den sogenannten zentralen auditiven Wahrnehmungsstörungen bei Kindern beschäftigt. Dabei ist aber die Abgrenzung einer Hörstörung von einer Einfachen Aufmerksamkeitsstörung (ADS/ ADHS) bzw. Hyperaktivität weit schwieriger, als man gemeinhin denken sollte. Daher empfiehlt dieser Experte, dass man bei Hörstörungen im Kindesalter auch an das Vorliegen einer Einfachen Aufmerksamkeitsstörung (ADHS / HKS) denken sollte.

Wenn ein Kind nicht "hört", so kann dies viele Ursachen haben. Typisch für ein ADHS-Kind ist, dass zwar das Gesagte "gehört", nicht aber umgesetzt wird. In einer Schulklasse wird ein ADHSler eher nach direkter Berührung oder persönlicher Ansprache durch den Lehrer oder als Reaktion auf die Beobachtung von Klassenkameraden rühren. Zwar ist dies auch vom Thema und damit dem Interesse und der Motivation abhängig. Letztlich geht es aber nicht um eine "Verweigerung" zu folgen, sondern um ein "nicht können". Eltern fällt häufiger auf, dass gerade in einer Gruppe von Kindern ein ADS-Kind scheinbar nicht mitbekommt, was Gesagt wurde. Die Aufmerksamkeit ist wie ein "Bildschirmschoner" schnell ausgeschaltet und damit wird zwar etwas gehört, nicht aber wahrgenommen.

Gerade Mädchen mit dem sog. "unaufmerksamen Subtyp" von ADHS werden so häufig erst zu einem Hals-Nasen-Ohrenarzt geschickt, da sie scheinbar eben nicht zuhören können.

Die Konsequenzen für die Kinder sind enorm. Statt eine Schwerhörigkeit oder Zentrale Hörverarbeitungsstörung zu behandeln, kann die kombinierte medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung gerade bei den "stillen" ADHSlern enorme Entwicklungsfortschritte bedeuten.