Was bezeichnet eine Double Depression? Können eine Dysthymie und eine Depressive Episode zusammen auftreten?
Antwort:
Das klingt zunächst für den Laien verwirrend und ist tatsächlich auch in der Klinik nicht leicht zu diagnostizieren.
Grundsätzlich bezeichnet eine Dysthymie eine eher chronische, d.h. über einen Zeitraum von vielen Monaten bestehende, aber eher etwas milder verlaufende Verstimmung bzw. Minderung der Vitalität und Antrieb. Eine depressive Episode (sog. Major Depression) ist dagegen durch eine mindestens 2 Wochen anhaltende depressive Symptomatik mit den typischen Symptomen der Depression gekennzeichnet.Üblicherweise wäre aber ein Patient nach Abklingen der depressive Episode (spontan bzw. nach adäquater Behandlung), symptomfrei.
Nun kann also durchaus bei einem Patienten einerseits eine solche chronische Verlaufsform der Depression (Dysthymie) aufweisen, die sich phasenweise durch noch schwere depressive Episoden zusätzlich verschlechtert.
Hier ist aber die Abgrenzung zu einer rezididivierende verlaufenden depressiven Störung nicht leicht.
Natürlich gehört auch eine sorgfältige Differentialdiagnostik dazu, die zuvor etwaige Schilddrüsenerkrankungen oder etwa eine Blutarmut und andere körperliche Erkrankungen ausschliesst.
Für die Therapie wird man in aller Regel medikamentöse, psychotherapeutische und psycho-soziale Massnahmen kombinieren:
- Medikamentös
Neben dem Einsatz eines (ggf. aber sogar 2) Antidepressiva wird man bei chronischen Verlaufsformen auch über den Einsatz von sog. Phasenprophylaktika nachdenken (z.B. Lithium).
- In einer verhaltenstherapeutischen Psychotherapie können die Patieten Bewältigungsmöglichkeiten im Umgang mit der Depression erlernen bzw. schon frühzeitiger Symptome differenzieren und darauf reagieren. Ganz wichtig ist es, positive Aktivitäten und soziale Kontakte wieder in sein Leben zu integrieren. Weitere Therapiebestandteile können die Arbeit an depressiv bestimmten Gedanken und Überzeugungen sein.
- psycho-soziale Massnahmen
Viele Patienten mit einem solchen eher chronischen Verlauf profitieren sehr von Tageskliniken oder auch anderen sozialen Begegnungsmöglichkeiten (z.B. Tagesstätten) und Selbsthilfegruppen. Dies hilft ihnen, eine Tagesstruktur in ihren Alltag zu setzen, unterhält Kontakte zu anderen Menschen und schafft auch Neuerfahrungen und Relativierung der eigenen Situation.